EA SPORTS FC 24

EA SPORTS FC 24 Review: Der Gameplay-Test

kicker eSport testet EA SPORTS FC 24

Pace-to-Win? Das FC-24-Gameplay im Test

Gutes Tempo und PlayStyle+: Mohamed Salah dürfte in FC 24 ein Topspieler sein.

Gutes Tempo und PlayStyle+: Mohamed Salah dürfte in FC 24 ein Topspieler sein. kicker eSport/EA SPORTS

Eigentlich hätte man es sich nach den letzten nahezu baugleichen sieben Teilen der nun vorerst beschlossenen FIFA-Reihe aus dem Hause EA SPORTS bereits denken können: Der Start in eine neue Ära endet mit dem Betreten des virtuellen Grüns. Wo Menüs, Optik und Modi mehr oder weniger große Neuerungen erhalten haben, stagniert der Kern des Spiels, das Gameplay, einmal mehr.

Bugs bleiben bestehen

Altbekannt sind außerdem einige Bugs, die es über die Trennung von der FIFA hinweg in FC 24 geschafft haben. Diverse Avatare laufen in Ultimate Team ohne Haarpracht und mit generischen Gesichtern bar jeglicher Merkmale umher. Auf zahlreichen Deko-Items in dem Modus fehlen Abbildungen der jeweiligen Fahnen oder Choreos.

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Die fragwürdigste Comeback-Ehre hat jedoch einer der wohl nervenraubendsten Fehler der FIFA-Historie: Startet ihr das Spiel oder nur den PlayStation-Controller neu, kann es sein, dass die eigenen Einstellungen zurückgesetzt wurden - sogar während ihr in diesen verweilt. Dass eine solche Fehlfunktion nach nunmehr einem Jahr immer noch vorliegt, bestätigt: Es gibt viel Vertrautes für FIFA-23-Spieler.

Behäbigere Bewegungen für Standard-Karten

Dabei fühlt sich die Simulation selbst durchaus anders an als ihr Vorgänger: Die Spieler bewegen sich behäbiger, das Gameplay kommt deshalb hier und da etwas schwammiger daher - jedoch auch realistischer. Das zeichnete sich auch schon in der Beta ab, als EA SPORTS in Ultimate Team Karten mit höchsten Ratings bereitstellte, die einen direkten Vergleich zu Endgame-Items in FUT 23 erlaubten. 

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Ausnahmen bilden wieder einmal gewisse Superstars mit eigenen Körpertypen und Bewegungsabläufen. Erling Haaland oder Kylian Mbappé gleiten teilweise durch Abwehrreihen weniger prominenter Gegenspieler, die mit Standard-Animationen Vorlieb nehmen müssen. Was in den letzten Jahren bereits für unverhältnismäßige Bevorteilung einzelner Items sorgte, wird mit "Hypermotion V" auf die Spitze getrieben. Hier bleibt zu hoffen, dass EA SPORTS das neue Feature nutzt, um sukzessive immer mehr Profis individuelle Animationen zu verleihen und das Ungleichgewicht im Spiel damit zu bekämpfen.

FC 24 erhält den Status Quo

Bis dahin sind schnelle Drehungen und kleine Haken quirligen Dribbelkünstlern vorbehalten - solchen mit eigenen Bewegungsabläufen. Großgewachsene Kanten mit generischen Animationen agieren eher mit der Grazilität der Ever Given im Suezkanal. Speziell wenn sie gegen explosiv antretende Sprinter anziehen, kommen sie daher frühestens über die Mitteldistanz zurück ins Laufduell. Einmal mehr gilt deshalb trotz neuer Sprinttypen mit mehr Abstufungen auch: Tempo ist Trumpf.

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Tempo ist ein anhaltender Status Quo, der dieses Jahr vielleicht noch ein klein wenig ernüchternder erscheint als im Zuge der vergangenen Releases. Schließlich war die Liste der neuen Features im Voraus lang gewesen. Spieler sollten nicht weniger als "die Magie spüren, realen Fußball nachzuspielen". So hatte es David Jackson, Vizepräsident EA SPORTS FC, im Zuge des großen Reveal-Events in Amsterdam verkündet. Gelungen ist dies jedoch nur in Teilen.

Neue Zuckerpässe kommen gut an

So zum Beispiel im Zuge der neuen Passart "Precision Pass". Manueller gesteuert und optional auch noch mit Schnitt versehen, kann mit etwas Übung tatsächlich der ein oder andere feine Steilpass in den freien Raum gezaubert werden. Gelingt das Zuspiel, fühlt es sich ähnlich belohnend an wie ein erfolgreicher Abschluss mit der semi-unterstützten Schussmechanik "Precision Shooting". Diese bestraft ungenaues Zielen und belohnt präzises Ansteuern der Torecken mit einer höheren Erfolgschance, was sich im laufenden Spiel tatsächlich deutlich bemerkbar macht.

Keeper können es nicht lassen

Allerdings gehört ebenso zur Wahrheit, dass es immer wieder Treffer gibt, die höchstens in zweiter Instanz mit einem guten Abschluss in Zusammenhang gebracht werden können. Der geneigte FIFA-Spieler ahnt: Es geht um die Torhüter. Und diese legen auch in FC 24 einen Ritt auf der Rasierklinge hin, die Genie und Wahnsinn voneinander trennt. Eben noch die Großchance des gegnerischen Topstürmers famos pariert, kann beim nächsten Abschluss der eigentlich harmlose Versuch auf die Mitte des Kastens oder ins abgedeckte kurze Eck plötzlich für das Gegentor sorgen.

Besonders tückisch ist auch dieses Jahr wieder das manuelle Bewegen der Keeper. Erneut schafft EA SPORTS es nicht, in diesen Fällen konsistent für eine sinnvolle Wahl der Paraden-Animationen zu sorgen. Teilweise wirkt es daher fast, als ob der Schlussmann die Abwehr aktiv verweigern würde, indem er dem Schuss eher noch ausweicht. 

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Selbst wenn der Torhüter einen Ball abwehren kann, ist die Gefahr in FC 24 allerdings noch nicht vorbei. In den ersten Spielsessions ergaben sich bereits einige Billard-Abpraller zwischen Torhüter, Verteidiger und gegnerischem Stürmer, die zu kuriosen Gegentreffern führen konnten. Szenen, die sich so ähnlich auch auf dem restlichen Rasen abspielen. Immer wieder springen beispielsweise abgefangene Pässe weit vom Fuß oder Annahmen missraten etwas. 

PlayStyles greifen - dank Abpraller-Kalkül?

So auch in Zweikämpfen. Ist "Advanced Defending" aktiviert, bedarf es für diese zunächst mal guten Timings, das gerade Einsteigern schwerfallen dürfte. In der neuen Steuerungsweise der Hintermannschaft können Spieler manuell durch zwei verschiedene Knöpfe entscheiden, ob ein Schulterrempler oder ein "richtiges" Zweikampf-Manöver ausgeführt wird. Die Versuche des Ballgewinns sind damit insgesamt zwar griffiger als in FIFA 23, immer wieder springt die Kugel aber zurück zum Gegner. Auch bei vermeintlich gelungenem Timing - wohinter jedoch ein Kalkül des Entwicklers stecken könnte.

Schließlich gelingt es so, einer weiteren Neuerung mehr Wirkung zu verleihen: PlayStyles. Die Nachfolger der Eigenschaften - oder Traits - sollen einzelne, ikonische Spielstile und Qualitäten von Profis besonders betonen. Dies tun sie eindrucksvoll - eben auch, weil die Items ohne PlayStyles abfallen. 

Sichtbarer Unterschied: Mit dem PlayStyle+ "Ruhender Ball" (li.) kann die Flugkurve des Leders deutlich besser eingeschätzt werden. kicker eSport/EA SPORTS

Vor allem die +-Varianten der PlayStyles sind in der Simulation spürbar. Verfügen Items beispielsweise über den Spielstil "Abfangen", verbleiben abgefangene Pässe eher am eigenen Fuß. Mit "Antizipation" oder "Kante" laufen Zweikämpfe deutlich erfolgreicher ab. Wortwörtlich sichtbar wird die Verbesserung durch PlayStyles bei Standards. Karten mit dem PlayStyle+ "Ruhender Ball" verfügen über eine längere Anzeige der Flugbahn des Spielgeräts. So kann bei Freistößen und Ecken deutlich besser ausgemacht werden, wo die Kugel landet. 

Fazit

Wo EA SPORTS FC 24 mit diesen Änderungen landet, ist derweil schwerer zu sagen. Wie bereits in FIFA 23 gibt es gute Ansätze. Grundsätzlich ist ein geringeres Spieltempo dem Realismus beispielsweise zuträglich. Ansprechende neue Mechaniken wie "Precision Pass" kommen so zudem eher zum Tragen, da mehr Zeit präziseres Zielen ermöglicht. Generell ist die Absicht, manuellere Steuerungsoptionen zu belohnen, löblich. 

Andererseits konterkariert das schwammige Gameplay diese Herangehensweise. Spieler werden fast gedrängt, die meisten Hilfe-Einstellungen zu aktivieren - sofern der offenbar weiterhin bestehende Einstellungs-Bug es denn zulässt. Zudem kann oder will sich EA SPORTS erneut nicht final von dem Arcade-Grundgedanken lösen. Speziell Ultimate-Team-Spieler dürften sich daher dank immer besserer und schnellerer Karten in wenigen Wochen auf bekanntem Terrain wiederfinden. Anstatt also neue Landschaften zu erschaffen, pflügt EA SPORTS denselben ausgetretenen Pfad wieder um.

mja

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